Wer Kaffeespezialitäten in der Ukraine sucht, wird selten fündig. In einigen wenigen Cafés wird der Kaffee auf türkische Art zelebriert. Nach der Wende und dem Zerfall der Sowjetunion konnte Kaffee einfacher importiert werden. Nicht mehr die Planwirtschaft bestimmte, was die Leute kaufen konnten, sondern Unternehmer. Früher tranken die Menschen wegen der Limitierung von Kaffee schlichtweg Tee.
In meiner damaligen Jugendzeit dachte ich dran, Tauschgeschäfte einzufädeln. Russische LKWs gegen Kaffee, das Ganze mit Kolumbien. Die entsprechenden Ressourcen wurden mir versichert, doch ich war zu unerfahren, und irgendwann wollten die Geschäftspartner nicht mehr mit mir arbeiten. Eine sprühende Idee genügt nicht.
Dennoch schafften es die Konzerne rasch, die GUS mit Kaffee zu versorgen, und es entstanden viele Cafés, worin auch enorm Tee geschlürft wurde. Eine Kaffeekultur fehlte noch, zuerst verbreitete sich der Instantkaffee weit. Die Portionen standen entsprechend klein im Angebot.
Nach und nach wurden die Spezialitäten aus dem Westen übernommen, besonders der Capucchino. Die Menschen mochten auch gerne heisse Schokolade, oft sehr dickflüssige, und weiterhin obsiegte der Tee. Heute bieten ihn grenzenlos geschmackvoll eingerichtete Kaffeehäuser mit insbesondere hervorragenden Backspezialitäten an; dies vermehrt in der Westukraine.
Die Menschen erinnerten sich auch an die Geschichte der Habsburger und eröffneten Myriaden von Cafés. Wer hier beispielsweise in Mukachevo oder in Lemberg, dem grössten Ort der Westukraine in ein Café tritt spürt gewisse Ähnlichkeiten. Es wird sich zeigen, wie sich hier in den nächsten Jahren eine Kaffeehauskultur entwickelt.